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Im August 2024 erscheint das Buch über die Geschichte des Hauses Bahlsen in der Zeit von 1911 bis 1974. Gemeinsam mit Bahlsen haben wir (Lorenz) es in Auftrag gegeben. Dies geschah nicht zuletzt auch auf öffentlichen Druck. Viel zu lang haben wir die Fragen nach den Ereignissen bei Bahlsen in den Jahren 1933 - 1945 nicht hartnäckig genug gestellt, obwohl sie Teil unserer Geschichte sind. Es ist unser Ziel, die Unternehmensgeschichte der Öffentlichkeit vollständig zugänglich zu machen. Wie es genau war, haben die unabhängigen Wissenschaftler Prof. Grieger und Prof. Berghoff nun festgestellt und aufgearbeitet. So objektiv, wie es die Quellenlage nach mehr als 80 Jahren zulässt.
Was sie herausgefunden haben, hat uns zutiefst erschüttert. Wir wussten, dass es im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeit bei Bahlsen gab. Wir wussten auch, dass Bahlsen im Krieg einen Betrieb in Kiew geführt hatte. Wir kannten aber weder den Umfang noch die Details. Was hier unter der Verantwortung der Brüder Hans, Werner und Klaus Bahlsen geschah, war schlimmes Unrecht und ist durch nichts zu entschuldigen. Es ist möglich, dass die drei Brüder als Unternehmer handelten und nicht als politische Eiferer, wie die Wissenschaftler festhalten. Aber das macht es aus unserer Sicht nicht besser.
Denn was die Brüder Bahlsen im Zweiten Weltkrieg getan haben, widerspricht allem, wofür wir stehen, unseren Prinzipien und unserer tiefsten persönlichen Überzeugung.
Das Unternehmen Lorenz fußt heute auf starken Werten, die uns alle verbinden und an die wir fest glauben - unsere vielen Mitabeiter*innen genauso wie unsere Familie. Unsere Werte basieren auf gegenseitiger Wertschätzung und Respekt, auf Zusammenhalt und Vielfalt. Wir stehen zusammen für ein vereintes Europa, für Demokratie, Freiheit und die Einhaltung von Menschenrechten - wo immer wir tätig sind. Hans, Werner und Klaus Bahlsen taten das nicht. Sie arrangierten sich mit dem verbrecherischen NS-Regime und profitierten im Zweiten Weltkrieg von der Kriegswirtschaft. Für ihr Handeln wurden sie nie zur Verantwortung gezogen.
Im Jahr 1999 hat das Unternehmen Bahlsen, dessen Miteigentümer unser Gründer Lorenz Bahlsen damals noch war, die Verantwortung für die Vergangenheit und das begangene Unrecht anerkannt. Wir beteiligten uns finanziell am Aufbau der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter (heute Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft). Eine echte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit fand damals jedoch nicht statt. Es ist wichtig, dass wir dies nun tun und öffentlich machen können. Wir danken Herrn Prof. Grieger und Herr Prof. Berghoff für ihre Arbeit, die das jetzt möglich macht.
Als Enkelgeneration haben wir durch ihre Arbeit nun die Chance, das Verhalten unserer Vorfahren mit Abstand zu beurteilen und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Mit der Veröffentlichung unserer Unternehmensgeschichte, auch deren dunkelster Kapitel, gehen wir dazu nun den ersten Schritt.
Moritz Bahlsen und Familie
Im August 2024
Die Brüder Hans, Werner und Klaus Bahlsen und der damalige Vorstand arrangierten sich mit dem verbrecherischen NS-Regime und profitierten im Zweiten Weltkrieg von der Kriegswirtschaft, z.B. durch die Belieferung der Wehrmacht.
Bahlsen wurde ein kriegswichtiges Unternehmen. Das sicherte Produktionsvolumen und Absatz und erlaubte den Zugang zu Rohstoffen und Zwangsarbeiter*innen, die schon bald fehlende deutsche Kräfte ersetzen mussten.
Hans, Werner und Klaus Bahlsen wurden Mitglieder der NSDAP und unterstützten zeitweise die SS finanziell.
In den Jahren 1940 - 1945 wurden für die deutsche Produktion über 800 Zwangsarbeiter*innen zwangsweise rekrutiert. Dies waren überwiegend junge Frauen aus Polen und der Ukraine, die ihrer Heimat entrissen waren.
Unter den Zwangsarbeiter*innen befanden sich auch Kriegsgefangene aus Frankreich, Italien und anderen Ländern.
Die Zwangsarbeiter*innen waren in vielerlei Hinsicht gegenüber den deutschen Arbeiter*innen benachteiligt: sie waren zwangsweise rekrutiert, sie mussten viel mehr Arbeitsstunden leisten, konnten sich außerhalb der verpflichtenden Arbeitszeit nur bedingt frei bewegen, wurden schlechter verpflegt und erhielten einen deutlich geringeren Lohn.
Um zu expandieren, übernahmen die Unternehmer von 1942 - 1943 die Verwaltung zweier Fabriken in Kiew in der vom NS-Regime besetzten Ukraine. Hiermit war auch die Hoffnung verbunden, diese nach dem Krieg ganz übernehmen zu können. Sie beteiligten sich damit an der wirtschaftlichen Ausbeutung des Landes durch die NS-Besatzer.
In dieser Zeit wurden vor Ort viele ukrainische Arbeiter*innen der Keksfabrik für die Produktion an den deutschen Standorten zwangsrekrutiert.
Die Brüder Hans, Werner und Klaus Bahlsen wurden für ihr Handeln im Zweiten Weltkrieg nie zur Verantwortung gezogen.
Im Jahr 1999 hat das Unternehmen Bahlsen, dessen Miteigentümer unser Gründer Lorenz Bahlsen damals noch war, die Verantwortung für die Vergangenheit und das begangene Unrecht anerkannt. Wir beteiligten uns damals finanziell am Aufbau der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter (heute Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft).
Eine echte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit fand damals jedoch nicht statt. Es ist wichtig, dass wir dies nun tun und öffentlich machen können.
In den Jahren 2019 - 2024 wurde die Unternehmensgeschichte von einem unabhängigen Expertenteam untersucht. Sie erscheint im Wallstein Verlag: H. Berghoff, M. Grieger (2024): Die Geschichte des Hauses Bahlsen - Keks - Krieg - Konsum 1911-1974